Tag18 – Baby, you’re Firework!

04.09.2014, 21:15 CA Rosario Central – CA Boca Juniors / Copa Sudamericana / Estadio Dr. Lisandro de la Torre / 1:1

Nachdem wir in der ersten Woche unserer Reise bereits den Verein Newell´s Old Boys besucht haben, machten wir uns heute erneut auf den Weg nach Rosario, um das Spiel der Copa Sudamericana (vergleichbar mit dem europäischen Europapokal, ehemals Uefa-Cup) Rosario Central gegen die beliebteste Mannschaft Argentiniens Boca Juniors zu sehen.

In einem uns mittlerweile gut bekanntem Cafe frühstückten wir in paar Sandwiches und gingen dann zum Busbahnhof Retiro, um dort gegen 11 Uhr morgens erneut die ca. vierstündige Fahrt auf uns zu nehmen. Für 240 Pesos buchten wir den Bus der bisher besten Busgesellschaft Chevallier nur für die Hinfahrt, da wir später bei der Rückfahrt flexibel sein wollten.

In feinsten Ledersitzen verlaberten wir die Zeit und lasen die heutige Ole mal durch. Halbwegs pünktlich angekommen gingen wir erst einmal in das Restaurant, wo es die riesige Pizza gibt und teilten uns clevererweise eins von diesen unglaublichen Rädern mit Unmengen an Belag und vor allem Käse drauf. Dazu liefen die ersten Quilmesbomben in die Becher. Gestärkt fuhren wir mit dem Taxi zum Estadio von Central und besorgten uns Tickets für die Gegengerade, Kostenpunkt 300 Pesos.

Bis zum Anpfiff hatten wir noch ein paar Stunden Zeit, sodass wir uns die Umbegung ansahen und mal Richtung Innenstadt aubrechen wollten. Im Park rund um das Stadion hingen schon einige Jugendliche rum, die fröhlich aus abgeschnittenen Cola-Flaschen Bier und Schnaps tranken, immer wieder nett anzusehen. Jedoch schauten uns die Jungs und Mädels nicht so nett an. Also gingen wir mal in das Einkaufszentrum ein Stück weiter, gönnten uns das ein oder andere Pivo in der Bar und zockten in einem Spieleparadies für Kids ein wenig Basketball und Airhockey an Automaten, die von Kirmes, Phantasialand und Mallorca durchaus bekannt sind, alles recht günstig.

Gegen 20 Uhr wurde es Zeit, sich langsam zum Ground aufzumachen, es war mmittlerweile dunkel und wir schlossen uns den vielen Menschen an, die ihre Vehikel im Parkhaus des Shopping Centers abstellten. Ein Glück, dass wir um die Zeit nicht mehr alleine durch den Park mussten. Die ersten Böller gingen auch schon los, dazu die grossen Flutlichter am Horizont, das war absolutes Fussballflair und die Vorfreude auf das Spiel stieg. Der weit um das Stadion gespannte Sicherheitsrinmg machte uns allerdings erst einmal einen Strich durch die Richtung, da wir von A nach B geschickt wurden. Das Publikum wurde hier und da auch richtig fies. Noch schnell ein paar Fischerhüte zur Tarnung und einen für meinen fischerhutsammelnden Freund Jorgo besorgt, waren wir endlich am richtigen Eingang und stiegen die Stufen zum Oberrang hinauf. Unsere eigentlichen Plätze waren auf der Gegengerade in der Nähe des Gästeblockes, der heute jedoch auch mit Heimfans gefüllt war, obwohl die AFA (Argentinischer Fussballverband) heute nicht der Veranstalter war und wir uns daher Gästefans erhofft hatten. Da wir näher an der Heimkurve sitzen wollten, gingen wir auf der Tribüne in diese Richtung.

Um uns herum wurde es auf einmal richtig voll und wir hofften, dass wir die Plätze in der vorletzten Reihe halten konnten, weil hier wirklich jeder jeden kannten und wir in dieser Zone viele Dauerkarteninhaber vermuteten, es ging aber alles gut und keiner sprach uns an oder schickte uns woanders hin.

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn war das Stadion schon sehr gut gefüllt und die ersten lauten Gesänge schwappten durchs Stadion. Kurz vor dem Anpfiff ging die grosse Show dann los: In der Kurve wurden wieder mal längliche Luftballons aufgepustet und in die Luft gestreckt, auf unserer Tribüne hielten die Hinchas 3-4 Meter hohe Doppelhalter mit dem jeweiligen Konterfei eines Spielers drauf hoch und auf allen vier Tribünen wurden etliche Bengalfackeln gezündet. Die Lieder wurden lauter und das ganze Stadion sang mit, als Höhepunkt gingen in den Eingängen zu den Blöcken Raketen und Batterien wie an Sylvester in heimischen Gefilden hoch. überall wurden weitere Fackeln gezündet, ein Herr drei Reihen vor uns machte einfach mal zwei hintereinander an. Hier ist die Fussballwelt noch in Ordnung, in Deutschland wären am nächsten Tag die Zeitungen voll mit Pyro-Chaoten, Ausschreitungen, eine neue Stufe der Gewalt und Rainer Wendt wäre froh, dass niemand gestorben ist. 😉

Es war ein absolut gutes Intro, das Spiel wurde angepfiffen und wir hatten das Gefühl, dass in den Köpfen der Leute ein Schalter umgelegt wurde, die Stimmung war die meiste Zeit richtig schlecht! Ich weiss echt nicht, wie man das erklären kann, vor dem Spiel rasten die Leute um einen herum völlig aus, der 50jährige Mann neben uns schwingt den Schirm, der Junge vor einem hüpft auf und ab und singt in voller Inbrunst. Mit dem Anpfiff sitzen alle und auch die Barra kann kaum die Kurve zum Singen bewegen.

Das Spiel dagegen war sehr ansehnlich, es wurde um jeden Zentimeter gekämpft und ein paar feine Pässe konnten auch bewundert werden. Vor allem die technisch versierten Spieler von Boca, die versuchten die Konter schnell zu Ende zu spielen, hatten es uns angetan. So gingen sie kurz vor der Halbzeit dann per Konter auch in Führung, das Publikum die fluchte die meiste Zeit und nur ganz selten konnte es im schönen Stadion etwas lauter werden, vom Hocker riss es uns bei Weitem nicht! Das Stadion an sich besteht aus vier baugleichen Tribünen, bei denen der Oberrang grösser als der untere ist, was ich besonders mag, sieht irgendwie cool aus!

In der zweiten Halbzeit blieb das Spiel spannend und die Heimfans waren teils aufgrund der Wichtigkeit des Hinspieles doch sehr angespannt. Central hatte auch viele grosse Chancen, unter Anderem ein Lattenkracher aus 30 Metern, konnte jedoch keine davon nutzen. Erst in der 94. Minute landete ein abgefälschter Freistoss im Kasten von Boca, der anschliessende Torjubel kannte keine Grenzen, nun stand das Stadion das erste Mal seit Anpfiif Kopf! Rolli und ich waren uns einig, dass man sich stimmungstechnisch die 90 Minuten hätte sparen können und die ersten 15 vor sowie ersten 5 Minuten nach dem Spiel die Besten waren. Nach dem Spiel hielten sich die Emotionen beim Rückweg dann auch in Grenzen, wir gingen aus Mangel an freien Taxis die ca 3,5 Kilometer zum Busbahnhof, wo wir uns für 205 Pesos ein Ticket zurück zum Retiro buchten und von dort aus ein Taxi ins Hostel nahmen, welches wir gegen halb sechs morgens erreichten.

Alleine wegen der 15 Miunten vor dem Spiel und dem gigantischen Feuerwerk hat sich der Ausflug nach Rosario definitv gelohnt, unser Lieblingsverein der Stadt bleiben jedoch die Newell’s Old Boys!

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